Wie können wir etwas gewinnen und gleichzeitig verlieren?
Es klingt paradox und doch ist es möglich.
Wie? Das möchte ich dir in folgendem Beispiel zeigen.
Nennen wir sie Eva und Tim. Ein liebevoll zugewandtes Pärchen, mit offener und aufrichtiger Kommunikation. Sie wünschten sich das jeweils Beste für den anderen, ohne sich selbst dabei zu vernachlässigen.
Doch es gab etwas, was sie gemeinsam und jeder für sich klären wollten.
Eva wünschte sich Kinder. Nicht jetzt gleich, aber grundsätzlich.
Tim findet Kinder zwar toll, will aber keine eigenen.
In ihrer Liebe füreinander mischte sich diesbezüglich beidseitige Unsicherheit.
Eva war sich gar nicht mehr so sicher, ob sie wirklich den Wunsch nach Kindern verspürt. Sie begann zu zweifeln, ob sie dieser Mutterrolle überhaupt gewachsen sei.
Tim liebt die Unabhängigkeit, frei und selbstbestimmt zu sein. Er genießt auch die Ruhe. All das schien mit Kindern nicht zusammenzupassen. Doch weil er Eva so liebte, hinterfragte auch er sich, ob Kinder sein Leben nicht auch bereichern könnten und ob er eines Tages anders darüber denken würde.
So kamen sie zu mir, um Klarheit zu finden. Sowohl als Paar, als auch jeder für sich, wollten sie herausfinden, was ihre jeweiligen Herzen wirklich wollten, unabhängig davon, was ihre Köpfe für Geschichten kreierten.
Dahingehend sprach ich einmal mit ihnen als Paar und ein weiteres Mal mit jedem einzeln. Dabei kristallisierte sich heraus, welcher Wunsch bei jedem tief im Inneren sich versteckte:
Eva will Kinder und sich selbst die Chance darauf geben. Entweder es sollte für ihr Leben so sein oder eben nicht. Sie würde sich gerne die Zeit und Möglichkeit dafür schenken, Mutter werden zu können.
Tim will keine Kinder. Sein Leben ist erfüllt. Mit dem Thema Familie hatte er schon längst für sich abgeschlossen.
Und nun sind wir an dem Punkt gewinnen und gleichzeitig verlieren.
Beide fanden Klarheit in ihrer Situation und die Antworten darauf, nach was sich das jeweilige Herz sehnte. Doch mit diesen Erkenntnissen wussten sie auch, dass sie sich verlieren werden.
Auch für mich fühlte sich das Ergebnis einerseits gut und zugleich ganz schrecklich an. Ich konnte diesen anspruchsvollen Auftrag erfüllen, doch die Konsequenz tat im Herzen weh.
Was wir auch immer für Entscheidungen in unserem Leben treffen, wir dürfen darauf vertrauen, dass es genau der richtige Weg für jeden von uns ist.
Jede, wenn auch schmerzhafte Erfahrung ist wichtig, um persönlich zu wachsen und uns zu stärken. Wenn wir auch nicht immer gleich den Sinn verstehen, so wird sich im Laufe der Zeit zeigen, welches wundervolle Geschenk sich daraus entwickeln konnte.
Wie würdest du damit umgehen, wenn deine Lebensvorstellung sich von dem deines Partners unterscheidet? Bleiben? Gehen? Deine Wünsche anpassen?
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