Enttäuschung ist das Ende einer Täuschung. Doch welchen Anteil hast du selbst dazu beigetragen? Das schauen wir uns an.
Du siehst die Welt nicht, wie sie ist, du siehst sie so, wie du bist.
Vielleicht hast du die Worte schon einmal gehört. Doch was genau sollen sie bedeuten? Das zeige ich dir an folgendem Beispiel.
Hans begegnet Stella
Hans und Stella sind in einer Diskothek miteinander ins Gespräch gekommen. Nach einer ganzen Weile stellt Hans folgende direkte Frage an Stella.
Hans: „Hast du ein persönliches Interesse an mir?“
Stella antwortet leicht irritiert: „Nein.“
Nun beginnt ein interessanter Austausch zwischen den beiden.
Hans: „Aber ich verstehe nicht. Du hast dich zu mir auf die Seite gestellt, obwohl deine Freundin auf der anderen Seite des Tisches stand.“
Stella: „Ja, das stimmt. Als ich auf der anderen Seite stand, wurde ich ständig angerempelt. Neben dir war noch Platz, also bin ich dahin.“
Hans: „Du hast dann vor mir getanzt. Das sah ziemlich gut aus. Ich habe dann hinter dir getanzt und hatte überlegt, den Arm um deine Hüften zu legen.“
Stella: „Gut, dass du das nicht gemacht hast. Ich mag das gar nicht, wenn mich jemand einfach anfasst und dann auch noch von hinten.“
Hans: „Warum hast du dann vor mir getanzt?“
Stella, die regelmäßig in dieser Disko ist, antwortete: „Hier ist es jedes Mal brechend voll und der gesamte Raum wird zur Tanzfläche. Jeder tanzt da, wo er gerade steht, auch zwischen den Tischen.“
Hans fragt nun etwas enttäuscht: „Aber kannst du verstehen, dass ich das gedacht habe?“
Stella: „Ja, das kann ich verstehen. Aus deiner Sicht. Dennoch entspricht deine Wahrnehmung nicht meiner Realität.“
Was ist hier passiert?
Hans interpretierte jede Handlung von Stella zu seinem Gunsten. Er projizierte seine Hoffnung auf Stella und deutete jede Begebenheit als Interesse von ihr.
Stella ist offen für Kontakte, Gespräche und ein zwangloses Miteinander. Reden und nebeneinanderstehen, sind für sie keine übermäßigen Interessebekundungen.
Zwei Menschen, zwei verschiedene Wahrnehmungen.
Jeder offenbart mit seinen Worten und Handlungen, das, was seinem Inneren entspricht. Bei Hans mag es der Wunsch nach einer Partnerin sein. Bei Stella das Genießen der Leichtigkeit im Sein.
Für Hans endete mit diesem Gespräch seine Täuschung.
Hat Stella ihn getäuscht oder hat er sich selbst etwas vorgemacht?
* * * * * * *
Wie kommt es zu einer Enttäuschung?
Eine Enttäuschung entsteht, wenn du dir etwas wünschst, erhoffst oder erwartest und es sich dann nicht erfüllt.
Kannst du Enttäuschungen vermeiden?
Leider nein. Enttäuschungen gehören zu unserem Leben dazu. Hinter jeder Enttäuschung steht eine Erwartungshaltung. Und je höher diese ist, desto größer zeigen sich deine Gefühle wie Ärger, Traurigkeit, Wut.
Solltest du lieber weniger vom Leben erwarten?
Bitte nicht! Denn mit dieser Haltung beraubst du dir selbst deine Lebensfreude und damit viele genussvolle und schöne Momente.
Für was ist eine Enttäuschung gut?
Einerseits zeigt dir deine Enttäuschung, nach was du dich tief in deinem Inneren sehnst. Vielleicht sind dir deine Wünsche bereits bewusst, vielleicht bist du auch erstaunt über die Intensität deiner Sehnsucht.
Mit einer Enttäuschung endet auch eine Täuschung. Das hilft dir letztendlich „aufzuwachen“ und dich nach deiner Reflexion neu auszurichten.
Wie gehst du mit deiner Enttäuschung um?
* Versuche objektiv über das, was du erlebt hast, zu reflektieren. Wieviel davon entspricht „der Realität“ und was wurde von deinem Wunschdenken hinzugefügt?
Erkennst du deinen eigenen Anteil daran, wirst du deine Enttäuschung schneller verdauen können.
* Schau dir deine Wünsche und Sehnsüchte an und finde heraus, was sie hat so groß werden lassen, dass du glaubtest, ein anderer Mensch könnte dich glücklich machen.
* Übernimm die Verantwortung für dich und dein Wohlbefinden. Finde heraus, welche Bedürfnisse sich hinter deinem sehnsüchtigen Wünschen verstecken. Überlege dir, mit welchen Möglichkeiten sich diese für dich auch erfüllen lassen.
Hans nimmt für sich folgende Erkenntnisse mit:
Hans bemerkte, dass er sich eine Frau an seiner Seite wünschte, weil er der einzige Junggeselle in seinem Ort ist. So, wie die Menschen dort mit und auch über ihn sprechen, fühlt sein Leben sich falsch und unvollständig an. Dabei würde er viel lieber sein künstlerisches Geschick im Holzhandwerk zu einem Geschäft ausbauen, anstatt nach einer Frau suchen.
Nach einigen Reflexionen erkannte Hans, dass er sein Leben genau so leben darf, wie ER es für richtig empfindet.
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Hast du dir schon einmal Gedanken gemacht, warum eine Situation eine Enttäuschung in dir hervorgerufen hat? Welche Erkenntnisse nimmst du dir aus diesem Artikel für dich mit? Ich freue mich, wenn du mir dazu deinen Kommentar hinterlässt.
So leicht verständlich geschrieben! Danke dafür. Obwohl ich für den ersten Moment dachte, so eine Frage (die erste) aus dem Mund eines Mannes? Spannend, was ich über mich dadurch lerne:-)
Ich war schon mal an dem Punkt, dass ich mir geschworen habe, mir braucht nie wieder ein Mann etwas von Liebe erzählen. Rückblickend verstehe ich jetzt, was ich da verwechselt hatte.
Vielen Dank für deine Rückmeldung, Cornelia. Ich freue mich sehr, wenn mein Artikel in dir einige Prozesse angestoßen hat.
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Artikel: Beziehungen als dein Wegweiser zur Selbstverwirklichung eine gute Weiterführung für dich dazu noch ist.
Liebe Grüße, Steffi